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Analyse | Ist für Ricciardos Rückkehr im Jahr 2024 noch Platz?

Analyse | Ist für Ricciardos Rückkehr im Jahr 2024 noch Platz?

08-04-2023 21:04 Letztes Update: 22:49

GPblog.com

Seit Mitte der letzten Saison bekannt wurde, dass sein Vertrag bei McLaren nicht verlängert wird, hat Daniel Ricciardo regelmäßig gesagt, dass es sein Ziel ist, bis 2024 wieder an der Spitze der Formel 1 zu stehen. Diesen Ehrgeiz hat Ricciardo in den letzten Wochen auch mehrmals betont. Aber wie realistisch ist es für Ricciardo, wieder einen Platz bei einem der F1-Teams zu bekommen?

"Ich möchte wirklich zu einem Top-Team zurückkehren", verriet Ricciardo kürzlich. "In ein Team zurückzukehren, das an einem guten Tag vielleicht einmal in die Top 10 fahren kann, wird mir nicht gut tun. Ich möchte zwar auf die Strecke zurückkehren, aber nicht um jeden Preis. Es gibt einige Bedingungen."

Schauen wir uns also zunächst die Top-Teams an. Als "dritter Fahrer" bei Red Bull Racing ist es offensichtlich, dass er in erster Linie einen Platz bei diesem Team im Auge hat. Max Verstappen hat noch einen Vertrag bis 2028, der Platz ist also schon vergeben. Theoretisch ist es möglich, dass Ricciardo im nächsten Jahr den Platz von Sergio Perez einnimmt, aber das ist sehr unwahrscheinlich. Perez hat noch einen Vertrag bis Ende 2024, und die Ergebnisse des Mexikaners sind derzeit gut genug, dass Red Bull keinen Grund hat, den Vertrag vorzeitig zu beenden. Sollte es trotzdem passieren, wäre das eine bemerkenswerte Entwicklung: Ricciardo selbst hat Red Bull vor ein paar Jahren verlassen, weil er nicht mehr die zweite Geige hinter Verstappen spielen wollte.

Ferrari, Aston Martin und Mercedes

Die Auswahl bei den anderen Top-Teams ist sehr begrenzt. Ferrari hat Charles Leclerc und Carlos Sainz bis Ende 2024 verpflichtet und scheint langfristig in beide Fahrer zu investieren. Der Neuling an der Spitze, Aston Martin, hat es geschafft, Fernando Alonso mit einem Zweijahresvertrag anzulocken, und Lance Stroll muss sich als Sohn des Teamchefs sicher keine Sorgen um seinen Platz machen. Selbst wenn das kein Faktor wäre, muss man auch sagen, dass sich Stroll in dieser Saison von seiner besten Seite zeigt, besonders angesichts seiner Verletzung. Ein Wechsel zu Ricciardo wäre keine logische Wahl.

Bleibt noch Mercedes. Wie lange der Vertrag von George Russell noch läuft, ist nicht bekannt, aber der Vertrag von Lewis Hamilton läuft am Ende dieser Saison aus, so dass es für Ricciardo eine Option beim deutschen Team zu geben scheint. Aber auch das scheint höchst unwahrscheinlich: Hamilton hat regelmäßig angedeutet, dass er einfach weitermachen will und Mercedes will den siebenfachen Weltmeister auch nicht loswerden. Wenn sich die beiden Seiten also nicht doch noch einigen können, scheint es auch hier keinen Platz zu geben.

Ein Platz im Mittelfeld also?

Die Top-Teams scheinen also unwahrscheinlich. Aber nehmen wir mal an, Ricciardo schluckt seinen Stolz herunter und stimmt einem etwas schlechteren Team zu. Hat er dann eine Chance, in die Startaufstellung zurückzukehren?

McLaren und Alpine kann man fast sofort abschreiben. McLaren hat Ricciardos Vertrag Anfang letzten Jahres gekündigt, um Oscar Piastri zu holen, also ist es unwahrscheinlich, dass Ricciardo dort willkommen ist. Der Chef des Alpine-Teams , Otmar Szafnauer, verriet kürzlich, dass es zwar Gespräche mit Ricciardo als Alonso-Ersatz gegeben habe, das Team sich aber letztendlich für Pierre Gasly entschieden habe. Gasly und Esteban Ocon haben beide noch Verträge bis Ende nächsten Jahres, so dass Ricciardo aller Voraussicht nach auch dort nicht anklopfen muss.

AlphaTauri, das Schwesterteam von Red Bull, hat einen kurzen Draht zum Australier, aber das ist wahrscheinlich unter Ricciardos Niveau. AlphaTauri fährt fast schon standardmäßig hinten mit und ist für den ehemaligen Rennsieger sicher ein sehr ergreifender Trostpreis. Außerdem ist das Team ausdrücklich darauf bedacht, junge Talente oder neue Fahrer zu gewinnen. Wenn das Team Ricciardo holt, würde es seine eigenen Versprechen brechen. Daher ist es wahrscheinlicher, dass, sollte AlphaTauri den Vertrag von Yuki Tsunoda nicht verlängern, ein anderes aufstrebendes Talent aus der Red Bull-Familie ausgewählt wird, wie zum Beispiel Liam Lawson, Dennis Hauger oder Ayumu Iwasa.

Haas, Williams und Alfa Romeo

Bei Haas, Alfa Romeo und Williams sind nur zwei Fahrer für das nächste Jahr bereits verpflichtet: Nico Hulkenberg und Valtteri Bottas. Allerdings hat Alexander Albon sein Bestes bei dem Team gezeigt und Logan Sargeant schlägt sich für einen Rookie gar nicht so schlecht. Da Williams an einem langfristigen Plan arbeitet, stehen die Chancen gut, dass sich beide bald auf einen neuen Vertrag freuen können.

Kevin Magnussen hat letztes Jahr bei Haas gute Ergebnisse erzielt und scheint sich dort gut einzufügen. Allerdings kehrte der Däne zu Beginn des letzten Jahres unter besonderen Umständen zum Team zurück. Es ist also nicht undenkbar, dass er sich am Ende dieser Saison doch dazu entschließt, seinen Rennhelm an den Nagel zu hängen, vor allem jetzt, wo es Teamkollege Hülkenberg so viel besser zu gehen scheint. Sollte sich Ricciardo für seinen Platz qualifizieren, muss er allerdings eine saftige Gehaltskürzung hinnehmen: Haas-Teamchef Günther Steiner gab bekannt, dass Ricciardo bisher weit über dem Budget des Teams lag.

Damit bleibt der Platz bei Alfa Romeo, der derzeit von Guanyu Zhou besetzt ist. Dem Chinesen geht es zwar nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Alfa Romeo wird am Ende dieser Saison als Name verschwinden und in Audi umbenannt werden. An der Spitze dieser Veränderung steht Andreas Seidl, der noch Teamchef von McLaren war, als Ricciardo dort fuhr. Auch wenn es nicht das Topteam ist, auf das Ricciardo es abgesehen hat, scheint es so, als ob dort die besten Chancen für ihn liegen. Das Team hat aber auch den F2-Fahrer Theo Pourchaire, der in den Startlöchern steht.

Fazit

Ricciardos Ehrgeiz und Motivation sind lobenswert, aber es scheint einfach keinen Platz für ihn auf der Rennstrecke im Jahr 2024 zu geben. Wenn Ricciardo nicht bereit ist, sich mit einem Platz bei Haas oder Alfa Romeo zu begnügen, wird der Australier wohl nicht in die Formel 1 zurückkehren. Wenn sein Rennfahrerherz weiter schlägt, ist es vielleicht besser, wenn Ricciardo in anderen Wettbewerben Zuflucht sucht, zum Beispiel in der IndyCar oder der WEC. Oder er könnte weiterhin seine derzeitige Rolle als Marketingmaschine für Red Bull erfüllen.