Seit Monaten herrscht unter den Fahrern der Formel E und der World Endurance Championship(WEC) Unzufriedenheit über die Rennkalender für 2024. Viele Fahrerinnen und Fahrer treten in beiden Meisterschaften an, aber im Mai müssen sie sich entscheiden: entweder an zwei E-Prix in Berlin oder an den Sechs Stunden von Spa teilnehmen. Die Forderung, die Rennen einer der beiden Meisterschaften zu verschieben, ist vorerst auf taube Ohren gestoßen. Sehr zum Ärger von Jean-Éric Vergne und Stoffel Vandoorne, die selbst in beiden Meisterschaften antreten.

Vergne schaut genau hin. Der DS Penske-Fahrer in der Formel E und auch Teil des Peugeot-Werksteams in der WEC nennt es eine wichtige Frage und entschuldigt sich im Voraus für die bevorstehende, ausführliche Antwort. Nach der Frage von GPblog wo die DS Penske-Männer an dem fraglichen Mai-Wochenende auftreten werden, beginnt der ehemalige Toro Rosso F1-Pilot mit der Feststellung, dass "ich glaube, dass die Hälfte des Feldes in der Formel E WEC fährt."

"Ich denke, dass es bei 52 Wochenenden im Jahr ziemlich traurig ist, wenn es zu Überschneidungen kommt. Das ist weder für die Meisterschaften noch für die Fahrer gut. Ich denke, einige Fahrer geben der Formel E den Vorrang und andere Fahrer geben Le Mans oder der WEC den Vorrang. In diesem Fall ist es also das Rennen in Spa. Ich habe das Gefühl, dass ich und Stoffel auf der gleichen Seite stehen. Die Priorität liegt bei der Formel E, also bei DS Penske. Leider werden einige andere Fahrer der WEC den Vorrang geben müssen", sagte der Franzose.

Vergne appelliert an WEC und Formel E

Vergne nennt es"ein bisschen schade" für die Kollegen, die nicht an den beiden Rennen in Berlin teilnehmen können, da dies ihre Chancen, Formel-E-Weltmeister zu werden, deutlich verringert. "Es sieht nicht sehr gut aus, was die Meisterschaft angeht. Ein Rennen in der WEC zu verpassen ist zwar nicht so schlimm, weil du nicht ersetzt wirst. Deine beiden anderen Fahrer können das Rennen auch ohne dich bestreiten. Natürlich ist es kein 24-Stunden-Rennen. Es ist ein Sechs-Stunden-Rennen. Zwei Fahrer können die sechs Stunden schaffen, aber in der Formel E brauchst du diesen Fahrer."

Trotzdem sagte Vergne: "Ich hoffe, dass sowohl die WEC als auch die Formel E sich darauf einigen können, dass so etwas nie wieder passiert. Und dass vielleicht das Datum geändert werden kann, damit es keine Überschneidungen gibt. Ich glaube, wir drängen alle in diese Richtung. Alle Hersteller in der WEC, alle Hersteller in der Formel E. In der Situation, in der wir uns befinden, gibt es nicht viel, was ein Fahrer tun kann. Außer alle höflich zu bitten, etwas zu ändern."

Wird den Fahrern zugehört?

Die berechtigte Frage ist also, inwieweit die Organisatoren der beiden Meisterschaften auf die Beschwerden der Fahrer hören? "Ich kann nur fragen", sagte Vergne. "Es ist ja nicht so, dass ich mich beschweren würde. Schließlich bin ich ein offizieller Formel-E-Fahrer. Ich bin sehr glücklich darüber, an der Meisterschaft teilzunehmen, egal wann und wo wir fahren. Es ist auch eine Entscheidung der Fahrer, an zwei Meisterschaften teilzunehmen."

"Und die Teams müssen verstehen, dass es zu Überschneidungen kommen kann. Natürlich hoffen wir alle auf das Wohlwollen der Organisatoren, sowohl der WEC als auch der Formel E, und auch auf die Hilfe der FIA, damit wir diese Art von Problemen nicht haben. Vielleicht ist es das einzige Jahr, in dem es passieren wird. Vielleicht wird es in einem anderen Jahr passieren, weil es absolut keine andere Wahl gibt. Und das ist etwas, womit wir leben müssen. Sich beschweren ist ein starkes Wort, denke ich. Wir wollen nur das machen, was für alle richtig ist."

Stoffel Vandoorne, der neben Vergne sitzt, stimmte seinen Worten zu und wird deshalb sein Heimrennen in der WEC in Spa-Francorchamps verpassen. Vandoorne wird jedoch für den Rest der Langstreckensaison für Alpine aktiv sein.