Warum Verstappen in der F1 erfolgreich ist und andere Talente nicht

Guillaume Rocquelin ist Head of Driver Academy bei Red Bull und damit der Mann, der die Talente in die F1 führt. Rocky hat einen Berg an Erfahrung und weiß durch Fahrer wie Max Verstappen und Sebastian Vettel, was ein Fahrer braucht, um erfolgreich zu werden.

Verstappen und Vettel als Vorbilder

Das Red Bull Junior Team soll Talenten die Chance geben, sich an die Formel 1 heranzuarbeiten. In einem ausführlichen Interview mit GPblog hat Vettels ehemaliger Renningenieur bereits erklärt, wie Talente bei Red Bull gefördert werden. Dennoch gibt es einige Facetten, die ein Fahrer unbedingt haben muss, um in der Königsklasse des Motorsports erfolgreich zu sein.

"In meiner früheren Rolle als Renningenieur habe ich mit mehreren Fahrern zusammengearbeitet, die das Nachwuchssystem durchlaufen haben. Von Max Verstappen bis hin zu Sebastian Vettel und den anderen - man bekommt ein Gefühl dafür, welche Eigenschaften man braucht, um es (in der Formel 1) zu schaffen", sagte Rocquelin im Gespräch mit GPblog.

Während viele auf das schiere Talent eines Fahrers verweisen, um schnell zu fahren, sagt Rocquelin, dass er auf ganz andere Dinge achtet. "Der Übergang zwischen den Nachwuchsklassen und der Formel 1 ist das Talent selbst, und wenn sie im Programm sind, haben sie es alle. Der Unterschied zwischen einem talentierten Fahrer, der Rennen gewinnt, und einem Fahrer, der es in die Formel 1 schafft, liegt also vor allem in der Einstellung, dem Auftreten und der Organisation, und das sind die Eigenschaften, auf die wir achten.

"Aus dem Pool von Fahrern, die wir in der Formel 1 hatten, kann ich sagen, dass der Unterschied zwischen denen, die sich abgemüht haben, und denen, die es geschafft haben, in der Art und Weise lag, wie sie mit dem Umfeld umgehen", sagt Rocky. Mit diesem Umfeld meint Rocquelin vor allem den Druck von außen. Die Menschen um den Fahrer herum, die Fans und die Medien, die auf alle möglichen Arten zusätzlichen Druck erzeugen. Wie du damit umgehst, entscheidet maßgeblich über deinen Erfolg.

Der Druck, der auf den Schultern eines F1-Fahrers lastet

"Das ist ein großer Teil dessen, was ich zu tun versuche, nämlich ihnen das Umfeld der Formel 1 zu zeigen und wie man damit umgeht." Als Beispiel nennt Rocky einen ehemaligen Fahrer, der sich in der Formel 1 durchsetzte, aber bald merkte, was den Unterschied zwischen der F1 und allen anderen Klassen ausmachte.

"Ich erinnere mich immer daran, wie einer meiner Fahrer sagte: 'Weißt du was, die Schwierigkeit ist nicht, ein F1-Auto schnell zu fahren, denn ein Auto ist ein Auto, und wenn du weißt, wie es geht, ist es in Ordnung. Ein F1-Auto ist stärker und anpassungsfähiger, aber das ist nicht das Problem. Das eigentliche Problem ist, dass alles, was du sagst, an tausend Leute in der Fabrik weitergegeben wird."

Während Fahrerinnen und Fahrer in den unteren Klassen oft mit einem Ingenieur zu tun haben, arbeiten sie in der Formel 1 allein mit 20 Ingenieuren auf der Rennstrecke zusammen. Darüber hinaus stehen Hunderte von Ingenieuren in der Fabrik bereit, um alle Daten und Informationen zu sammeln. "Du wirst unter Druck gesetzt, die Medien stellen dir Fragen, und wenn du einen Fehler machst, wird das immer noch verstärkt.

All diese Nebensächlichkeiten neben dem Rennsport bedeuten, dass schnelle Fahrer/innen nicht immer den Durchbruch schaffen. Nur wenn du so stoisch bist wie Verstappen oder so analytisch wie Vettel, kannst du das alles beiseite schieben. "Das sind die Dinge, mit denen man wirklich schwer umgehen kann. Es geht also um Qualitäten wie Organisation, mentale Geschmeidigkeit, die Fähigkeit, sich vom Fahren abzukoppeln und andere Dinge. Das sind die wahren Qualitäten, nach denen du suchst."

Während Rocky die Talente im Red Bull Junior Team anleitet, ist es Helmut Marko, der die Welt nach jungen Talenten durchforstet. Im Gespräch mit GPblog erklärte der Österreicher, wie er vorgeht und worauf er bei Talenten achtet. Diese Geschichte kannst du hier lesen!