Interview

Jean-Éric Vergne: Ich hasse es mehr zu verlieren als zu gewinnen.

Jean-Éric Vergne: "Ich hasse es mehr zu verlieren als zu gewinnen".

30-09-2023 15:02

GPblog.com

Mit Stoffel Vandoorne und Jean-Éric Vergne hat DS Penske mit ziemlicher Sicherheit das stärkste Aufgebot in der Formel E. Trotz zweier Weltmeister in ihren Reihen endete die Saison 2023 mit einer großen Täuschung. Vor den Testtagen Ende Oktober ist die größte Hoffnung der beiden ehemaligen F1-Piloten, dass es 2024 besser laufen wird. "Meine Motivation ist größer denn je", sagt er.

Jean-Éric Vergne - ein ehemaliger Red Bull-Schützling, der drei Saisons für Toro Rosso fuhr - ist ein angenehmer Gesprächspartner für Journalisten. Der Franzose hat keine Lust auf PR-Gerede und sagt immer, was er denkt. So schimpfte der 33-jährige Routinier nach dem abschließenden ePrix 2023 in London über"eine Demütigung" und bezog sich dabei auf einen Sturz und einen Tag später auf den 22. (und letzten) Platz im zweiten Rennen. Das sind Worte, die hängen bleiben, Worte, die ein Team nicht gerne von einem seiner Fahrer hört.

Vergne kämpfte bei DS Penske

Ein paar Monate später betont Vergne, dass er sich damals nur auf das Wochenende in London bezog. Dennoch hatte der Franzose nach der Saison einen bitteren Beigeschmack. Er beendete die Meisterschaft zwar auf dem fünften Platz mit einem einzigen Sieg (in Indien). Ansonsten war es vor allem seiner Konstanz zu verdanken, dass Vergne in der Meisterschaft noch relativ weit vorne landete. Das beweist, dass man mit konstantem Punktesammeln weit kommen kann, aber drei Podiumsplätze in 16 Rennen passen nicht zum Status eines zweifachen Formel-E-Champions und zu den Ambitionen von DS Penske. Das von Jay Penske geführte Team war einfach nicht schnell genug.

"Natürlich kann ich nicht sagen, dass ich mit der letzten Saison zufrieden war, besonders nachdem ich zwei Meisterschaften und einige Siege und Podiumsplätze in der Formel E gewonnen habe", sagte Vergne in einem Medieninterview mit u.a., GPblog. "So zu kämpfen, wie wir es getan haben, ist definitiv nicht angenehm. Aber so ist es nun mal. Ich denke, wir haben eine Menge Arbeit vor uns."

DS Penske der Außenseiter

Ein Nachteil für die Formel-E-Teams ist, dass nur eine begrenzte Anzahl von Teilen in der Zwischensaison geändert werden kann. Am Konzept des Gen3-Autos kann zum Beispiel nichts geändert werden. Die "Software" hingegen schon. Zum Glück für Vergne kann das durchaus einen Unterschied machen. "Werden wir in der Lage sein, alle Probleme, die wir gefunden haben, zu beheben? Das kann ich dir nicht sagen. Ich denke, nur die Ergebnisse werden die Antwort auf diese Frage zeigen. Die Motivation ist höher als je zuvor. Du hast gefragt, wie ich die Motivation finde oder was mich motiviert. Wie du vielleicht weißt, hasse ich es, zu verlieren, mehr als ich es mag zu gewinnen. Ich will einfach nicht mehr verlieren."

"Ich denke, wir müssen realistisch sein. Wir haben eine starke Konkurrenz. Sie sind nicht in den Urlaub gefahren und haben nichts getan. Wir können davon ausgehen, dass die Spitzenteams nächste Saison noch stärker sein werden. Wir müssen doppelt so viel arbeiten, wenn wir sie einholen und schlagen wollen. Das wird nicht einfach werden. Es ist klar, dass wir dieses Jahr die Underdogs sind, aber das ist keine schlechte Situation, solange wir uns verbessern und gewinnen können", sagte Vergne.

Vandoorne "will das nie wieder durchmachen

Teamkollege Stoffel Vandoorne wechselte nach der Saison 2022 vom aufgelösten Mercedes-Team zu DS Penske und trägt die Startnummer eins als ständige Erinnerung an seinen soeben gewonnenen Formel-E-Weltmeistertitel. Statt einer ernsthaften Chance, diese Meisterschaft zu verlängern, war ein vierter Platz das "Highlight" seiner Saison. Der ehemalige McLaren F1-Pilot wurde nur Elfter und sagte:

"Die letzte Saison war sehr hart und nichts, was ich noch einmal erleben möchte. Wenn es hart auf hart kommt, ist es leicht, mit dem Finger auf den anderen zu zeigen. Aber dafür sind wir nicht hier. Wir sind hier, um uns weiterzuentwickeln und voranzukommen", sagte Vandoorne. "Ich denke, es ist wichtig, diese Kontinuität zu haben. Für mich war es das erste Jahr im Team. Ich denke, es ist wichtig, auf dieser Beziehung aufzubauen. Ich habe jetzt eine gute Beziehung zu allen aufgebaut, zu den Ingenieuren und all den neuen Leuten im Team. Ich denke, wir werden von hier aus wachsen."