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Ein eigenes F1-Team? Calvin Lo entpuppt sich doch nicht als Milliardär

Ein eigenes F1-Team? Calvin Lo entpuppt sich doch nicht als Milliardär

02-08-2023 18:10

GPblog.com

Ein eigenes Formel-1-Team, das seine Wurzeln in Asien hat. Calvin Lo, ein Geschäftsmann aus Hongkong, wollte unbedingt in die Königsklasse des Motorsports einsteigen. Mit der (möglichen) Erweiterung des F1-Starterfeldes sah er seine Chance gekommen. Dass dies eine riesige Investition erfordern würde? " Geld ist nicht das Problem", sagte er gegenüber GPblog. Doch das scheint jetzt der Fall zu sein. Lo mag zwar reich sein, aber er scheint immer noch nicht der erfolgreiche Milliardär zu sein, von dem er den internationalen Medien erzählt hat.

Calvin Lo ist ein liebenswerter Mann. Freundlich, höflich, wortgewandt. Nach dem Austausch von allerlei Höflichkeiten sprach er in einem Interview mit GPblog Mitte 2022 leidenschaftlich über seine große Liebe zum Motorsport und insbesondere zur Formel 1. Wie ihn das Rennsportfieber gepackt hatte, als er als kleines Kind die Heldentaten von Michael Schumacher sah.

Ein eigenes Formel-1-Team, das schien auch für ihn das Richtige zu sein. Lo erklärte, dass seine Leute zum Zeitpunkt des Interviews darüber nachdachten, wie er am besten in die Startaufstellung einsteigen könnte: indem er sein eigenes Team gründet oder sich vielleicht als sehr reicher Finanzier in ein bestehendes F1-Team einkauft. Derzeit soll er sogar schon ein Investor von Williams F1 sein.


Lo profiliert sich als Milliardär

Jeder weiß, dass der Einstieg in die Formel 1 viele hundert Millionen erfordert. Vor dem Lo hatte GPblog zwar online nach Geschichten mit und über Lo und vor allem nach der Höhe seines Reichtums gesucht, um herauszufinden, ob Lo die nötigen Mittel für die F1 hat. Es war nicht viel über den Geschäftsmann veröffentlicht worden, aber es tauchten immer wieder Artikel auf, zum Beispiel von der BBC und der Financial Times: Lo, der an der Spitze des Versicherungsunternehmens R.E. Lee International steht, ist ein Milliardär. Dafür gab es übrigens keine Beweise. GPblog fragte ihn auch nach seinen Finanzen. Es kam keine umfassende Antwort. Lo sagte nur : "Geld ist nicht das Problem."

Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes erhielt im September letzten Jahres plötzlich eine Einladung, in Lo's Büro vorbeizuschauen. Nach Angaben des Magazins wollte Lo in einem Gespräch mit einem Journalisten herausfinden, ob es sinnvoll sei, seine Bücher zu öffnen und Forbes zu zeigen, wie reich er sei, nur um in die prestigeträchtige Milliardärsliste des Magazins aufgenommen zu werden. In Wirklichkeit, so berichtet Forbes jetzt, hatte Lo zwei Jahre lang versucht, sich in diese Liste zu mogeln. In regelmäßigen Abständen erhielt das Magazin "geheime Dokumente", die zeigen sollten, wie reich Lo war. Diesen Dokumenten zufolge - so das Magazin - war Lo einfach nicht reich genug.

Neugierig geworden durch all die Veröffentlichungen, die immer wieder auftauchten - Forbes hatte ihn sogar als Milliardär tituliert - und die Tatsache, dass R.E. Lee International in Hongkong kaum bekannt war, beschloss das Magazin, Nachforschungen anzustellen. Forbes sprach mit 40 Quellen in sechs Ländern und alle sagten es: Calvin Lo ist nicht der Mann, der er zu sein vorgibt. Ja, er ist reich. Dank seines von der Familie gegründeten Unternehmens, das Lebensversicherungen verkauft, verfügt er über ein geschätztes Vermögen von 200 Millionen Dollar.


Um Calvin Lo ist es still geworden

Aber "der weltgrößte Lebensversicherungsmakler" mit rund einer Milliarde eingenommener Prämien und Vermögensverwalter mit einem Vermögen von acht bis zehn Milliarden Dollar - so hieß es einmal in einer Pressemitteilung - das war Lo mit seiner R.E. International nicht. Er war auch kein an der Harvard University ausgebildeter Investor, der 2018 1,2 Milliarden Dollar für Taiwans Fünf-Sterne-Hotel Mandarin Oriental bezahlte. Er entpuppte sich auch nicht als Philanthrop, der eine Wohltätigkeitsstiftung im Wert von 250 Milliarden Dollar gegründet hat. Lo war auch nicht der größte Investor und Sammler von Champagner in Asien oder einer der ersten Besitzer eines Gulfstream G650 Privatjets in Asien. Forbes zitiert eine anonyme Quelle bei Williams, die berichtet, dass dort niemand Lo kennt.

In den letzten Monaten ist es ganz still um Calvin Lo geworden. Während Andretti-Cadillac und Hitech Grand Prix nachdrücklich die Öffentlichkeit suchten, um für ihre F1-Pläne zu werben, gab es kein Update aus Hongkong. GPblog hat ihn in den letzten Monaten mehrmals kontaktiert, aber es gab keine weitere Antwort. Sein Traum von einem eigenen Formel-1-Team scheint also geplatzt zu sein. Wahrscheinlich war das Geld doch ein Problem.