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AlphaTauris Katastrophensaison: Wie konnte es so schief gehen?

AlphaTauris Katastrophensaison: Wie konnte es so schief gehen?

27-11-2022 16:34

GPblog.com

Im Nachhinein war dies das erste Anzeichen für eine katastrophale Saison. Das erste Rennen der Saison in Bahrain war nach zwei Runden so gut wie vorbei, als Pierre Gaslys AlphaTauri plötzlich Feuer fing. Der Franzose schaffte es schnell, das Auto auf die Seite zu ziehen, um dann überstürzt sein Cockpit zu verlassen.

Der Brand - der sich dann in Singapur wiederholte - war nur einer der vielen Rückschläge, die das Schwesterteam von Red Bull Racing in der letzten Saison hinnehmen musste. Nicht optimal funktionierende Bremsen, ein Fahrer (Gasly), der fast mehr Strafpunkte als Meisterschaftspunkte sammelte, eine schwierige Suche nach einem Fahrer für 2023 und - vor allem - nur der neunte Platz in der Konstrukteursmeisterschaft. So wettbewerbsunfähig wie 2022 war AlphaTauri (ehemals Toro Rosso) seit Jahren nicht mehr.

Neue Regeln

Mit den weitreichenden Änderungen des technischen Reglements hatte AlphaTauri große Hoffnungen, einen strukturellen Schritt nach vorne zu machen oder zumindest stabil im Mittelfeld zu bleiben. Im Jahr 2021 war AlphaTauri dank des überragenden Gasly regelmäßig das drittschnellste Team in der Startaufstellung. Inzwischen lässt sich der Schluss ziehen, dass AlphaTauri mit dem neuen Auto völlig falsch lag.

Das größte Problem in diesem Jahr war das Gewicht des Autos. Die ganze Saison über war der AlphaTauri 12 bis 13 Kilo übergewichtig und es gelang ihm nicht, abzunehmen. Der zusätzliche Ballast kostete die Fahrer etwa 0,35 Sekunden pro Runde. Außerdem bedeutet ein schweres Auto einen höheren Verschleiß und eine Überhitzung der Reifen. Bis heute sind die Ingenieure von AlphaTauri der Meinung, dass das Konzept des Autos im Prinzip in Ordnung war, aber das Übergewicht letztlich die Leistung beeinträchtigte.

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Ein Formel-1-Team ist verpflichtet, sein Auto zu konstruieren. Es darf jedoch für bestimmte Teile bei anderen Teams einkaufen. Als Schwesterteam macht AlphaTauri das schon seit Jahren mit Red Bull. Das senkt die Kosten - schließlich musst du nicht in die Entwicklung investieren - aber es kann auch auf Kosten der Leistung gehen. Im Fall von AlphaTauri war das der Fall.

Die gekauften Teile waren ursprünglich für das Red Bull-Auto gedacht. Das heißt, sie passten nicht optimal in das Design von AlphaTauri. Außerdem entwickelt Red Bull viel und schnell. Oft bekam AlphaTauri erst in allerletzter Minute plötzlich völlig veränderte Teile, die dann so gut wie möglich in das Auto eingebaut werden mussten. In Bezug auf die Aerodynamik ist das alles andere als optimal. Das ist auch der Grund, warum AlphaTauri ab der nächsten Saison mehr Teile selbst herstellen wird.


Neues Duo

Mit den Fahrern Yuki Tsunoda und Nyck de Vries sowie einem neuen Auto will AlphaTauri im nächsten Jahr die Enttäuschung von 2022 vergessen machen. Mit dem neuen Fahrerduo geht die Ära Gasly bei AlphaTauri zu Ende. Wie bekannt ist, wechselt er zu Alpine. Für die Italiener ist sein Weggang kaum zu beklagen. Obwohl Gasly der schnellste der beiden Fahrer war, schien er auf dem schwer zu beherrschenden AlphaTauri ein wenig den Glanz verloren zu haben. Seine große Anzahl an Strafpunkten auf der Lizenz - zugegebenermaßen wurden einige Vorfälle hart bestraft - deutete dennoch auf eine gewisse Art von Frustration seinerseits hin. Es war auch möglich, dass AlphaTauri ihn nicht direkt zu Alpine gehen ließ, sondern zunächst nach einem adäquaten Ersatz suchte. In jedem Fall tut ein neues Umfeld Gasly zweifellos gut.

Dass AlphaTauri von der FIA nicht die Erlaubnis bekam, den superlizenzierten Colton Herta zu verpflichten, war ein weiterer Pechmoment für das Team. Mit De Vries scheint ein guter Ersatz an Bord zu sein. Die Frage ist nur, ob es dem Niederländer gelingen wird, sich auf Anhieb als Teamchef durchzusetzen. In der Tat scheint Tsunoda dazu alles andere als bereit zu sein. Gasly hat zwar ein paar Punkte erobert (sein fünfter Platz in Italien war das beste Ergebnis), aber der Japaner hat kaum überzeugt.


Hoffnungsvoll

Eine Saison ist nicht die andere. Schau dir zum Beispiel Haas an. Im Moment gibt es hoffnungsvolle Geräusche aus der Fabrik in Faenza über das Auto für 2023. Nur, war es im letzten Winter nicht genauso? Noch so eine katastrophale Saison kann sich AlphaTauri nicht leisten. In diesem Fall wächst der Abstand zu den direkten Konkurrenten in Höhen, die in den kommenden Jahren nicht mehr zu überbrücken sind. Auf das Team wartet also eine spannende Zeit.