Nachdem sich Jake Dennis am vergangenen Wochenende in London zum neuen Formel-E-Weltmeister gekrönt hatte, ging eine unterhaltsame und spannende Saison zu Ende. In der Zwischenzeit begann das alljährliche Stuhltanzspiel, wer in der nächsten Saison für welches Team fahren wird. Dabei sind einige (sehr) berühmte Namen im Spiel, darunter ein ehemaliger Formel-1-Weltmeister. GPblog listet alle Teams mit ihren wahrscheinlichen Aufstellungen auf.

Envision Racing

Buemi/Frijns?
Der Vizeweltmeister Nick Cassidy wurde zwar nicht Weltmeister - er wurde von Jake Dennis besiegt -, aber Envision konnte sich die Konstrukteursmeisterschaft sichern. Mit Sébastien Buemi und Cassidy hatte Envision eine grundsolide Kombination, die nach dieser Saison jedoch auseinanderfällt. Cassidy hat beschlossen, woanders Zuflucht zu suchen (dazu später mehr) und ein alter Bekannter kehrt im Prinzip zurück: Kaum ein Jahr nach seinem Rücktritt kehrt Robin Frijns zu Envision zurück. Buemi wird auch in der Saison '24 auf seinem Posten bleiben.

Jaguar

NickCassidy/MitchEvans
Seit einigen Jahren gilt Jaguar als schlafender Riese: Die Spitzenfahrer Mitch Evans und Sam Bird gewinnen jede Saison ePrix', doch ein Weltmeistertitel ist (noch) nicht dabei herausgekommen. Deshalb wird das Rad jetzt neu gedreht. Sam Bird verlässt das Team notgedrungen, und an seine Stelle tritt Nick Cassidy. Mit Mitch Evans - der bleiben darf - hat Jaguar zweifellos das stärkste Fahreraufgebot für die nächste Saison. Immerhin wurden Cassidy und Evans in der letzten Saison Zweiter und Dritter in der Meisterschaft.

Avalanche Andretti Porsche

Jake Dennis/Felipe Drugovich?
Nicht das Werksteam von Porsche, sondern das Kundenteam Avalanche Andretti holte sich (überraschenderweise) den Titel in der Fahrerwertung. Der Porsche-Antriebsstrang erwies sich als der beste im Feld, aber was Dennis mit diesem Auto machte, war herausragend. In der Tat war der Brite viel stärker als sein Teamkollege André Lotterer, dessen Kopf hauptsächlich mit seiner Arbeit in der WEC beschäftigt zu sein schien.

Andretti wird sich offensichtlich von dem Routinier verabschieden und ihn wahrscheinlich durch einen Rookie ersetzen. Felipe Drugovich ist der führende Kandidat, um neben Dennis bei Avalanche Andretti Platz zu nehmen. Drugovich ist Test- und Reservefahrer bei Aston Martin F1, aber ein Platz an der Seite des Engländers kommt nicht in Frage. Bei zwei Tests in der Formel E hat der Brasilianer so sehr beeindruckt, dass Andretti ihn für sich gewinnen will.

Porsche

Pascal Wehrlein/AntonioFelixda Costa
Pascal Wehrlein war monatelang der Meisterschaftsanwärter, aber in der zweiten Saisonhälfte lief es für den Deutschen nicht mehr so gut. Sein Porsche war einfach nicht mehr schnell genug, um mit Avalanche Andretti, Envision ánd Jaguar mitzuhalten. Kürzlich verlängerte Porsche seinen Aufenthalt in der Formel E, da die erste Saisonhälfte zumindest gezeigt hat, dass er auf dem richtigen Weg ist. Um den nächsten Schritt zu machen, ist Kontinuität sehr wichtig. Aus diesem Grund wird Porsche wahrscheinlich ein weiteres Jahr mit dem aktuellen Fahrerduo weitermachen.

DS Penske

Jean-EricVergne/StoffelVandoorne
Das einzige Team in der Formel E mit zwei Weltmeistern in seinen Reihen wird auch 2024 an Vergne und Vandoorne festhalten. Die Teamleitung ist sich bewusst, dass die dennoch enttäuschenden Ergebnisse nicht an den Fahrern, sondern an dem nicht wettbewerbsfähigen Auto lagen.

Maserati MSG Racing

Maximilian Günther/Edoardo Mortara?/Nyck de Vries?
Die erste Saison in der Formel E war für Maserati eine Zeit der Höhen und Tiefen. Vor dem Jahr wurde Mortara als Meisterschaftsanwärter gehandelt, aber der mittlerweile 36-jährige Schweizer wurde von seinem neuen Teamkollegen Max Günther komplett überholt. Der Deutsche hat sogar einen ePrix gewonnen. Sein Vertrag ist inzwischen ausgelaufen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis Günther sein Engagement verlängert. Mortara hat einen laufenden Vertrag. Auch Nyck de Vries' Name fällt bei dem in Monaco ansässigen Team mit Nachdruck.

Nissan

Sacha Fenestraz/Oliver Rowland? / Nyck de Vries?
Apropos Nyck de Vries. Kaum wurde der Niederländer von AlphaTauri vor die Tür gesetzt, soll Nissan ihn schon wegen einer möglichen Partnerschaft kontaktiert haben. Die Japaner wollen mit Sasha Fenestraz weitermachen, haben sich bereits bei Norman Nato für bewährte Dienste bedankt und ziehen - neben De Vries - auch Oliver Rowland in Betracht. Der Brite hat seinen Vertrag bei Mahindra während der letzten Saison aufgelöst. Berichten zufolge hat Rowland derzeit bessere Karten als De Vries für den Platz bei Nissan.

McLaren Nissan

SamBird/JakeHughes
McLaren hat in der letzten Saison das Inventar und das Personal von Mercedes übernommen, hatte aber nicht die gleichen Erfolge wie die Deutschen. Mit René Rast und Jake Hughes waren zwar anständige Fahrer an Bord, aber keine Weltklassefahrer in Formelautos. Rast erkannte, dass er besser für die DTM und die WEC geeignet war (wo er bei BMW unterschrieb) und verließ die Formel E. Sein Nachfolger kommt von Jaguar. Mit Sam Bird bekommt McLaren einen bewährten Spitzenfahrer in der Formel E, was die Erwartungen für das Jahr '24 sicherlich steigert.

NIO 333

Dan Ticktum?/Sergio Sette Camara?/ Daniil Kvyat?
Es war eine anonyme Saison für NIO 333, auch wenn das Enfant terrible Dan Ticktum in einem seiner Autos saß. Daran wird sich in der nächsten Saison wohl wenig ändern: Ticktum und Sette Camara scheinen für ein weiteres Jahr zu bleiben, obwohl der ehemalige F1-Pilot Daniil Kvyat insgeheim auf einen Platz bei NIO hofft.

Mahindra

Lucas di Grassi/Jehan Daruvala?
Lucas di Grassi, ein ehemaliger Champion, hatte eine katastrophale Saison mit Mahindra. Das in Indien gebaute Auto konnte sich nicht nach vorne bewegen und lag bei fast jedem Rennen am Ende des Feldes. Wenn er überhaupt startete. Der Mahindra war so gefährlich, dass vor dem südafrikanischen ePrix beschlossen wurde, gar nicht erst anzutreten (auch das Kundenteam ABT Cupra zog sich zu diesem Zeitpunkt zurück). Das Pech für Di Grassi ist, dass kein anderes Team auf ihn wartet. Der Brasilianer (38, fast 39) will auch nicht aufhören. Jehan Daruvala, der derzeit in der Formel 2 fährt und Testfahrer für Mahindra ist, ist der ideale indische Kandidat, um im zweiten Auto Platz zu nehmen.

ABT Cupra

Nico Müller/Kelvin van der Linde?/ Sebastian Vettel?
"Es ist nichts und es wird diese Saison auch nicht besser werden." Das ist ein Zitat von Robin Frijns, das er Anfang des Jahres gegenüber GPblog äußerte. Eine weitere Saison ganz hinten in der Startaufstellung - darauf hatte der Niederländer keine Lust und ging. ABT wird mit Nico Müller weitermachen und Kelvin van der Linde ist der Hauptkandidat, um zweiter Fahrer zu werden. Der Südafrikaner hat sein Rennfahrerleben in Deutschland, was ihn perfekt für das deutsche Team macht, von dem er nur ein paar Kilometer entfernt wohnt. Oder wird es doch Sebastian Vettel sein? Der Teamchef von ABT hat in einem Interview verraten, dass der vierfache F1-Champion sein Wunschfahrer ist. Aber hat der Deutsche selbst Lust auf ein Abenteuer im Hinterfeld der Formel E? Das ist höchst zweifelhaft.